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Veranstaltung (Archiv)
des Arbeitskreis für Insolvenzwesen Köln e.V.

Den Festvortrag von Prof. Dr. Ulrich Falk, zur Veranstaltung können Sie als PDF im Mitgliederbereich herunterladen!

Neujahrsempfang 2020

 

Sehr verehrte Damen, sehr verehrte Herren,

Wie bereits in den vergangenen Jahren lädt der Arbeitskreis auch im Jahre 2020 seine Mitglieder herzlich zu einem Neujahrsempfang ein. Dieser findet statt am

Dienstag, 7. Januar 2019, 18:30 Uhr,
Residenz am Dom, An den Dominikanern 6-8,
50668 Köln, Albertus-Magnus-Saal.

Den Festvortrag, traditionell mit einem Blick über den insolvenzrechtlichen Tellerrand, wird halten

Herr Prof. Dr. Ulrich Falk,
Professor für Bürgerliches Recht, Rhetorik und Europäische Rechtsgeschichte an der Universität Mannheim

zum Thema

Von Glassplittern in Speiseeis und kaputten Schweinwerfern in Parkhäusern.
Zur Bedeutung von Rhetorik und Psychologie für die Rechtspraxis.

Herr Prof. Dr. Falk hat das Studium der Rechtswissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main absolviert. Er war Referent am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte (1992-2000). Seit 2001 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Rhetorik und Europäische Rechtsgeschichte an der Universität Mannheim. Er ist Gründungsmitglied des dortigen Zentrums für Insolvenz und Sanierung (ZIS) und seitdem Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats.

„Von Glassplittern in Speiseeis und kaputten Schweinwerfern in Parkhäusern. Zur Bedeutung von Rhetorik und Psychologie für die Rechtspraxis.“

Was mag sich hinter einem solchen Titel verbergen? Diese Frage haben schon viele Interessenten von Vorträgen gestellt, die Prof. Dr. Falk in den letzten Jahren gehalten hat. Die Antwort lautet, von allen Einzelheiten abgesehen, so: Es geht um fachübergreifende Problemstellungen, die in der empirischen Forschung zur Psychologie des menschlichen Denkens, Entscheidens und Erinnerns wurzeln. Diese Forschungsrichtung ist in der internationalen Diskussion hochaktuell. Fünf führenden Wissenschaftlern hat sie in den beiden letzten Jahrzehnten schon Nobelpreise eingebracht, darunter Daniel Kahneman, einem Psychologen an der Universität Princeton (2002). Sein Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ (Original: Thinking. Fast and Slow, 2011) ist auch in Deutschland verdientermaßen zum Bestseller geworden. 

Diese Forschung eröffnet eine Fülle von interessanten und sogar unterhaltsamen Einsichten in Zusammenhänge und Probleme, die gerade auch Juristen, auch in Deutschland, betreffen. Was tun Juristen, so darf man fragen, in ihrem gesamten Berufsleben denn anderes, als denken, entscheiden und sich daran für künftige Entscheidungen immer wieder zu erinnern? 

Die Forschung hat eine erstaunlich große Anzahl von Fehlerquellen nachgewiesen und in ihrer Entstehung erklärt, die juristische Berufsarbeit eingeschlossen. Die anfangs verbreitete Hoffnung, dass die Juristen (oder wenigstens die deutschen Juristen) davon ausgenommen seien, hat sich als Wunschdenken herausgestellt. Juristische Experten sind gegen Fehler ihres Denkens, Entscheidens und Erinnerns ebenso wenig immun wie alle anderen Berufsträger, zum Beispiel Politiker, Mediziner und Manager. 

Der Vortrag schlägt gleichzeitig eine Brücke zur klassischen Rhetorik, die durch Persönlichkeiten wie Marcus Tullius Cicero verkörpert wird. Rhetorikexperten seines Kalibers wussten schon ganz genau, wie man in der gerichtlichen Praxis, vor allem in der Berufsrolle der Anwälte, psychologische Faktoren zum eigenen Vorteil einsetzen konnten. In gewisser Weise liefert die moderne psychologische Forschung unter genau kontrollierten Laborbedingungen den experimentellen Beweis, dass die Erfahrungsregeln der klassischen Rhetorik für ihre Verwender sehr von Vorteil sein können. 

Rhetorik ist ein unentbehrliches Werkzeug insbesondere der anwaltlichen Berufsarbeit. Das betrifft keineswegs nur die Kommunikation mit Gerichten und Anwaltskollegen. Ebenso wichtig ist die anwaltliche Fähigkeit, mit Nichtjuristen überzeugend zu sprechen, an erster Stelle mit den eigenen Mandanten. Anwälte, die glauben, ohne Rhetorik auskommen zu können, ähneln Handwerkern, die meinen, sie brauchten kein Werkzeug, wenn sie nur über genügend Fachwissen verfügten. Ohne Hammer nützen aber sogar die besten Nägel wenig. Mit Rechtskenntnissen allein sind viele Prozesse nicht zu gewinnen. In Vertrags-, Vergleichs- und Sanierungsverhandlungen ist es ebenso. 

Am wichtigsten aber ist die Abwehrfunktion, die dem Wissen um die Erfahrungsregeln der Rhetorik zukommt: Man läuft weniger leicht Gefahr, rhetorisch gerüsteten Gegnern aufzusitzen. Wer rechtswissenschaftliche Objektivität schätzt, muss sich über drohende Verzerrungen informieren. Den Kopf in den Sand zu stecken, hilft nicht weiter. Bei dieser Aufklärungsarbeit ist das Wissen der modernen psychologischen Forschung von großem Wert.

Im Anschluss an den Vortrag lädt der Arbeitskreis zu einem Umtrunk und einem kleinen Imbiss ein. Wir hoffen auf eine rege Teilnahme.

Gäste sind wie immer herzlich willkommen.

Auch im Namen meiner Vorstandskollegen darf ich mich für das Vertrauen, das Sie uns auch im Jahre 2019 geschenkt haben, und für die rege Teilnahme an unseren Vortragsveranstaltungen bedanken. Gleichzeitig wünschen wir Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das Jahr 2020.

 

Mit freundlichen Grüßen

bin ich Ihr

 

Dr. Peter Laroche

Vorsitzender