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Nachruf Prof. Dr. Wilhelm Uhlenbruck
Arbeitskreis für Insolvenzwesen Köln e.V.

Prof. Dr. Wilhelm Uhlenbruck
30.10.1930 - 29.06.2023

Nachruf 
von Prof. Dr. Heinz Vallender

Am 29.6.2023 ist unser langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender Prof. Dr. Wilhelm Uhlenbruck im 93. Lebensjahr in seiner Heimatstadt Köln verstorben. Wie kaum ein anderer prägte der Verstorbene die Entwicklung des deutschen Konkurs- und Insolvenzrechts in den letzten sechs Jahrzehnten. So trug er in der Zeit von 1975 bis 1995 als Leiter der Konkursabteilung des Amtsgerichts Köln maßgeblich dazu bei, dass auch die Richterschaft bei Gesetzgebungsverfahren besonderes Gehör fand. Die wissenschaftliche Tätigkeit des Verstorbenen fand ihre Krönung in der Verleihung der Bezeichnung „Honorarprofessor“ durch die Universität zu Köln im Jahre 1986, die ihm auf Grund seiner zahlreichen Arbeiten zum Insolvenz- und Arztrecht sowie seiner Vorlesungstätigkeit zuteilwurde. Auch nach seiner Pensionierung im Jahre 1995 blieb Wilhelm Uhlenbruck dem Insolvenz- und Arztrecht weiterhin verbunden. Im Herbst 2006 übernahm er unter Beteiligung von Insolvenzverwaltern, Insolvenzrichtern und Insolvenzrechtspflegern den Vorsitz in der Kommission zur Vorauswahl und Bestellung von Insolvenzverwaltern sowie Transparenz, Aufsicht und Kontrolle im Insolvenzverfahren, die fortan seinen Namen trug („Uhlenbruck-Kommission“). In der Zeit von 1968 bis 1997 bekleidete Wilhelm Uhlenbruck das Amt des Vorsitzenden unseres Arbeitskreises. Der Arbeitskreis würdigte die außerordentlichen Verdienste des Verstorbenen für unseren Verein im Jahre 1997 durch die Übertragung des Ehrenvorsitzes.

Anders als der Verfasser dieser Zeilen erfuhr der Verstorbene durch seinen Vorgänger im Amt des Vorsitzenden des Arbeitskreis für Insolvenz- und Schiedsgerichtswesen e.V. Köln, so der damalige etwas sperrige Name unseres Vereins, zu keinem Zeitpunkt die erforderliche Unterstützung, um erfolgreich agieren zu können. Zwar soll Prof. Dr. August Maria Berges Uhlenbruck „Geschick“ bei der Leitung des Arbeitskreises zugestanden haben. Für das Amt des Konkurs- und Vergleichsrichters in Köln hielt er ihn nach den eigenen Worten des Verstorbenen für absolut ungeeignet. Aus Protest gegen die Versetzung von Uhlenbruck in die Konkursabteilung legte Berges sämtliche Ämter, u.a. auch den Vorsitz im Kölner Arbeitskreis nieder. Umso mehr war es für den Arbeitskreis ein Glücksfall, dass Wilhelm Uhlenbruck am 10.12.1968 zu dessen Vorsitzenden gewählt wurde. 

In seinem Referat „Rückblick auf 50 Jahre Arbeitskreis für Insolvenz- und Schiedsgerichtswesen e.V. Köln“ anlässlich des Jubiläumskongresses zum 50 jährigen Bestehen des Arbeitskreises zeigte Uhlenbruck eindrucksvoll auf, welche Entwicklung nicht nur der Arbeitskreis, sondern auch das deutsche Insolvenzrecht in den letzten Jahrzehnten genommen hatten. Die Kongresse des Kölner Arbeitskreises im Jahre 1959 und erstmals 1969 und 1977 unter dem Vorsitz von Wilhelm Uhlenbruck haben maßgebliche Impulse für eine Reform des deutschen Insolvenzrechts ausgelöst. In seiner Eigenschaft als Mitglied der Reform-Kommission, der er bis zur Vorlage des Ersten Berichts 1985 angehört hat, konnte Uhlenbruck weitere wichtige Anstöße geben. Dabei scheute er sich auch nicht, Kritik an dem später vom Bundesministerium der Justiz vorgelegten Referentenentwurf zu üben und das Reizwort „Überjustizialisierung“ in die Debatte einzubringen.

Das Wirken des Verstorbenen für die Entwicklung des Arbeitskreises kann nicht hoch genug eingestuft werden. So gelang es ihm ständig, hoch angesehene Referenten für die Vortragsveranstaltungen des Arbeitskreis zu gewinnen. Dazu zählten die Professoren Claus-Wilhelm Canaris, Walter Gerhardt, Wolfram Henckel, Friedrich Weber, Hanns Prütting, Martin Henssler, Peter Hanau, Rolf Serick, Hans Hanisch, Karsten Schmidt, Meinhard Heinze sowie Brigitte Knobbe-Keuk. Darüber hinaus pflegte Wilhelm Uhlenbruck stets freundschaftliche Kontakte zu namhaften Insolvenzrichtern des In- und Auslandes. Bis zu seinem Tode am 22.1.1990 sind der Osnabrücker Oberamtsrichter und Kommentator Dr. Jürgen Mohrbutter ebenso wie der damalige Bundesrichter Dr. Georg Kuhn stets treue Freunde des Arbeitskreises gewesen. Auch der während des Nationalsozialismus aus Deutschland emigrierte und 1984 in den USA verstorbene Prof. Dr. Kurt Nadelmann sowie der bereits 1932 emigrierte und international anerkannte Prof. Dr. Stephan Riesenfeld, Universität Berkeley, waren dem Arbeitskreis und Wilhelm Uhlenbruck verbunden. Besonders freundschaftliche Beziehungen unterhielt der Kölner Arbeitskreis zu dem Österreichischen Kreditschutzverband von 1870. Wilhelm Uhlenbruck ist es auch zu verdanken, dass der Arbeitskreis neben den Fachvorträgen, die anfangs von den Mitgliedern ohne Honorar gehalten wurden, nach rheinischer Art jeden Anlass zum Feiern wahrgenommen hat. Erinnert sei vor allem an die Sommerfeste, die stets regen Zuspruch fanden. 

Besonders erfreut zeigte sich Wilhelm Uhlenbruck, als ihm 1997 nach seinem Ausscheiden als Vorsitzender der Ehrenvorsitz im Arbeitskreis angetragen wurde. Viele Mitglieder werden sich gerne daran erinnern, dass „unser Ehrenvorsitzender“ auch viele Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem richterlichen Dienst nahezu regelmäßig zu den Vortragsveranstaltungen des Arbeitskreises kam und die sich den Vorträgen anschließenden Diskussionen durch kluge, oft humorvolle Beiträge bereicherte. In den letzten Jahren war es indes ruhig um ihn geworden. Tapfer hatte er zahlreiche Krankheiten ertragen, die ihn schließlich daran hinderten, sein Haus zu verlassen und die Nähe seiner Mitmenschen zu suchen. Als lebensfroher, den schönen Dingen des Lebens zugeneigter Mensch muss ihn dies besonders geschmerzt haben. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes verfolgte er bis zu seinem Tode interessiert die Entwicklungen im Insolvenz- und Arztrecht. 

Der Arbeitskreis wird seinem Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Wilhelm Uhlenbruck stets ein ehrendes Andenken bewahren. Er verdankt dem Verstorbenen, dass er zu einer anerkannten Institution im deutschen Insolvenzrecht geworden ist.